Per Videokonferenz und YouTube-Livestream konnten Schüler*innen aus Hannover am 01. Februar 2021 mit der Bundestagsabgeordneten Filiz Polat (Bündnis 90/Die Grünen) ins Gespräch kommen. Im Interview mit den Jugend-Politik-Dialogen verrät Jasmine Haddad von Hometown e.V., wie man sich auf Katastrophenszenarien im Livestream vorbereitet und sie hat Tipps für uns parat, wie die Moderation auch bei einem schwierigen Thema verständlich bleibt. Jasmine hat den Dialog für Hometown moderiert.
Für Euren ersten Dialog ist die Wahl auf die Bundestagsabgeordnete Filiz Polat gefallen. Worüber habt ihr mit ihr gesprochen?
Wir haben mit unseren Gruppentreffen im Herbst zu einer Zeit angefangen, in der das Geflüchtenlager Moria in Flammen stand – vorher war es ja wegen der katastrophalen humanitären Lage auch schon in der Presse. Viele Jugendliche haben das mitbekommen oder sind sogar selbst betroffen. Es konnten viele ohne großes politisches Vorwissen anknüpfen, weil alle verstanden haben: Moria brennt. Wir wollten daher mit eine*r Politiker*in über das Thema Flucht und das Lager reden.
Ihr habt ganz besonders Schüler*innen angesprochen. Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?
Die Resonanz war wirklich großartig: wir haben hunderte Zuschriften und ganz, ganz unterschiedliche Fragen bekommen. Moria war hier ein wichtiges Thema, es ging aber auch stark um die EU-Außengrenze zwischen Bosnien und Kroatien oder die Lybische Küstenwache. Viele haben auch gefragt was mit Geflüchteten passiert, wenn sie in der EU ankommen.
Wie habt ihr aus den Fragen der Schüler*innen und euren Ideen dann einen Dialog gemacht?
Im Endeffekt haben wir uns dann auf eine Reihe von Themenblöcken fokussiert, haben die durchgesprochen und entschieden, welche Fragen wir stellen wollen. Ich hatte vor mir dann die „Top 60“-Fragen, von denen ich mir dann meine „Top 12“ für den Dialog markiert hatte. Michael und Annika aus unserem Team haben sich im Hintergrund um die Fragen aus dem Chat und dem YouTube-Livestream sowie um die Technik gekümmert.
Wie habt ihr diesen Berg an Fragen und Aufgaben organisiert?
Wir haben uns regelmäßig online im Team getroffen, um Aufgaben zu verteilen: Wo machen wir Werbung? Wie strukturieren wir die Fragen? Wer spricht noch einmal mit den Schulen und auch mit Filiz selbst? Wir hatten einfach ein tolles Team und unser Vorstand war richtig supportend. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich mit einer Frage oder einem Problem alleine war – das war Gold wert.
Worauf hast Du bei deiner Moderation den größten Wert gelegt?
Es war uns sehr wichtig, die Schüler*innen im Blick zu haben. Dafür habe ich meine Fragen dann auf Herz und Nieren geprüft: Welche Wörter sind unverständlich? Ich bin dann jedes Wort noch einmal mit meiner kleinen Schwester durchgegangen, die in der 5. Klasse ist. Sie sollte jedes Mal „Stopp“ sagen bei einem Wort, das sie nicht kennt. Auch Filiz Polat haben wir hier ins Boot geholt und mit ihr abgestimmt, eine verständliche Sprache zu benutzen.
Was waren im Vorfeld die größten Bedenken mit Blick auf den Dialog?
Wir haben uns eine Reihe von technischen Super-GAU-Szenarien ausgedacht und uns dann überlegt, wie wir reagieren wollen. Wir hatten jeweils einen Plan für den Fall, dass wir als Moderator*innen-Team rausfliegen oder bei Filiz das Internet streikt. Für jeden Katastrophenfall habe ich mir sogar einen kleinen Moderationstext zur Sicherheit vorgeschrieben.
Was hat dir die größte Freude gemacht?
Zum einen moderiere ich total gern, obwohl ich mir auch manchmal auf die Zunge beißen muss an der ein oder anderen Stelle inhaltlich mit ins Gespräch einzusteigen, sondern wirklich in meiner Rolle als Moderatorin bleibe. Zum anderen war es superschön mit so vielen interessierten Schüler*innen zu sprechen – das war großartig!
Jasmine, vielen Dank für das Gespräch!
Der Jugend-Politik-Dialog von Hometown e.V. mit Filiz Polat (MdB) wurde aufgezeichnet und kann auf YouTube nachgeschaut werden: https://www.youtube.com/watch?v=LjtrU5EPpnY&feature=youtu.be